Berberitze

Früher war der Monbijoupark in Berlins Mitte quasi bewaldet, wilde Büsche umsäumten den Park vollständig und auch die Liegewiesen waren überwuchert. Von außen konnte niemand sehen, was drinnen vor sich ging. Das twittereske Paralleluniversum.

Da an der vorbeiführenden Oranienburger Straße abends der Straßenstrich gastiert und die fleißigen Sexarbeiterinnen ja wirklich jeden fragen, ob er oder sie nicht wollen würden, ergab es sich früher des Öfteren, dass im Park mehr schmatzende und stöhnende Geräusche zu hören waren, als Nachtigallen: Die Bordsteinschwalbe führte das Wort.

Im Park selbst wuchs zahlreich vertreten die Berberitze, im ungewaschenen Volksmund auch Wichsbaum genannt, und wer bisher nicht wusste, warum es im frühen Sommer an bestimmten Ecken nach Sperma riecht, der wird in der Berberitze gewiss eine Antwort finden.

Die Frage stellte sich im Monbijoupark früher jedenfalls nicht, ob hier eine Berberitze blühte, vielmehr war von augenscheinlicheren Dingen auszugehen.

Seit einigen Jahren jedoch ist der Park aufgeräumt und der Blick von außen auf die weiten Liegeflächen ist frei. Übrigens genau dem geschuldet, dass  sich dort nachts keine Touristen mehr mit den Professionellen Mund- und Handgemenge liefern sollen. Auch Drogen lassen sich ohne Rückzugsgebiet schattiger Büsche nicht mehr so gut verticken. Ein schöner, sauberer Park, aber angesichts seiner Vergangenheit eben nur puritanisch langweilig. So baba eben.

Was geblieben ist: Im Frühsommer erinnert der Geruch der penetranten Berberitze an die die frühere Nutzung des Parks, als hier noch eine parallele Welt im Dickicht lebte. Solltet ihr also im Monbijoupark unterwegs sein und Euch steigen gewisse Gerüche in die Nase, erinnert Euch der verwegenen Vergangenheit dieses Parks.